Der DSAG Jahreskongress liefert einen Reality-Check
28. Oktober 2024 // 5 min Lesezeit
„Im Dreiklang der Digitalisierung sind sich SAP, Anwender und Partner einig, dass der ‚Wunderbare Wandel‘, der bereits auf dem Jahreskongress des Vorjahres im Mittelpunkt stand, nur gemeinsam erfolgreich gestaltet werden kann“. So erklärt Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der deutschsprachigen SP-Anwendervereinigung DSAG, das Motto des Jahreskongresses. Über 5.500 Anwender haben sich dazu in Leipzig versammelt. Die erste Frage in der Keynote betrifft die Fortschritte der Unternehmen bei der Digitalisierung. Hungershausen verweist hier auf die DSAG-Investitionsumfrage, die im Januar und Februar dieses Jahres stattgefunden hat. Demnach gibt rund die Hälfte der Befragten an, bei diesem Thema noch nicht zu weit zu sein.
Die Fortschritte beim Umgang mit Künstlicher Intelligenz beleuchtet eine Mitgliederumfrage der DSAG und der ASUG (Americas SAP User Group) vom August und September dieses Jahres. Ausgewertet wurden hierfür die Antworten von 246 Teilnehmern. 73 Prozent kommen aus Deutschland, 11 Prozent aus Österreich,10 Prozent aus der Schweiz, 6 Prozent aus anderen Ländern. Das Ergebnis ist ernüchternd: Lediglich 11 Prozent der Befragten können problemlos mit der Geschwindigkeit des Wandels auf technischer, gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Ebene mithalten, 59 Prozent einigermaßen und 24 Prozent gar nicht.
Als einen wichtigen technischen Treiber der digitalen Transformation betrachtet die DSAG die Cloud. „Cloud-ERP-Systeme sind für viele Anwendungsfälle der richtige Weg“, berichtet Hungershausen. „Allerdings werden aus unserer Sicht auch On-Premises-Systeme noch einige Zeit eine hohe Relevanz behalten. Zum Beispiel in Branchen mit hoher Prozesskomplexität, oder aufgrund von datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen oder individuellen Anforderungen.“ So müsse beispielsweise das Cloud-Angebot für die Öffentliche Verwaltung bei bestimmten Fachverfahren den festgelegten Souveränitätsansprüchen und zudem den rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechen. „Cloud-Lösungen werden in den kommenden Jahren verstärkt zum Einsatz kommen“, prognostiziert Hungershausen. „Allerdings werden viele Unternehmen weiterhin hybride IT-Systeme einsetzen.“
Im Praxisbetrieb benötigten Cloud-Interessenten Anleitungen, wie sie den Mehrwert und die Flexibilität dieser Technologie bestmöglich nutzen. Es müsse zudem klar ersichtlich sein, welche Kosten mit dieser Betriebsvariante und den nachgelagerten Services einher gehen. „Für Produkte, die bis Ende 2027 auslaufen, brauchen wir von der SAP Perspektiven und eine Strategie“, fordert Hungershausen und verweist insbesondere auf SAP ECC (ERP Central Component).
SAP will die Cloud-Migration der Anwender mit mehreren Angeboten forcieren. Mit dem Programm ‚Rise with SAP Migration and Modernization‘ reagieren die Walldorfer auf eine Forderung der DSAG, On-Premises-Kunden, die bereits auf S/4HANA gewechselt sind, bei der Cloud-Migration entgegenzukommen. Die Cloud-Strategie der SAP für S/4HANA erachtet laut der Investitionsumfrage dennoch knapp die Hälfte der DSAG-Mitglieder als nicht passend für ihr Unternehmen. Als strittige Punkte benennt Hungershausen die wahrgenommene Benachteiligung von On-Premises-Kunden bei Innovationen, den empfundenen Druck bezüglich einer Cloud-Migration und die befürchtete Abhängigkeit von SAP.
Ein Thema, das gerade stark in den Fokus der Unternehmen rückt, ist die Künstliche Intelligenz. Laut der Umfrage von DSAG und ASUG bezeichnen sich hier lediglich 7 Prozent als Experten. Immerhin 8 Prozent behaupten das, wenn es um generative Künstliche Intelligenz geht. Der Aufbau von Know-how ist gerade voll im Gange: 54 Prozent der Befragten lernen im Moment viel über Künstliche Intelligenz und 48 Prozent über ChatGPT&Co.
Unternehmen, die über ein Projekt mit Künstlicher Intelligenz nachdenken, haben laut ASUG-DSAG-Studie klare Präferenzen. So ist für 92 Prozent der Befragten Klarheit darüber sehr wichtig und wichtig, wo diese Technologie eingesetzt wird und auf welchen Daten die Antworten basieren. 86 Prozent erachten angemessene Preismodelle als sehr wichtig und wichtig. Dass sich intelligente Lösungen in bestehende Systeme einbetten lassen, halten 85 Prozent für sehr wichtig und wichtig. „Die Möglichkeit, Künstliche Intelligenz unabhängig vom SAP-Betriebsmodell vor Ort einsetzen zu können, ist für 65 Prozent der Befragten sehr wichtig und wichtig“, berichtet Hungershausen. „SAP hatte mit der Wartungsverlängerung bis 2040 zugesichert, Innovationen für S/4HANA konsequent und langfristig bereitzustellen. Wir fordern daher, dass alles, das für die S/4HANA Private Cloud gilt, auch für S/4HANA On-Premises mit identischem Leistungsumfang verfügbar sein wird.“
SAP hatte im vergangenen Jahr angekündigt, neue Features und Funktionen rund um künstliche Intelligenz nur noch seinen Kunden mit Verträgen von ‚Rise with SAP’ oder ‚Grow with SAP‘ anzubieten. Anwender, die S/4HANA im eigenen Rechenzentrum betreiben, haben das Nachsehen. An dieser Prämisse halten die Walldorfer fest. Thomas Saueressig, der im SAP-Vorstand den Bereich Customer Services & Delivery leitet, lehnt es ab, Künstliche Intelligenz für Inhouse-Systeme zur Verfügung zu stellen. „Wir arbeiten an einer nachhaltigen Architektur ohne Abhängigkeit von Legacy-Technologien. Eine Vektor-Datenbank ist ebenso wie das gerade vorgestellte Multi-Agent-System oder die bidirektionale Integration von SAP Joule und Microsoft Copilot ausschließlich in der Cloud möglich.“
Unter der Bezeichnung Business AI integriert SAP nach und nach Funktionen Künstlicher Intelligenz in Lösungen für sämtliche Geschäftsprozesse. Der Generative AI Hub in der SAP Business Technology Platform ermöglicht den Zugriff auf große Sprachmodelle etwa von Amazon, Google oder Microsoft. Die Algorithmen kommen dabei von den Partnern, während SAP die unternehmensspezifischen Geschäftsdaten beisteuert. Einhundert Use-Cases für Künstliche Intelligenz hat SAP bis Ende dieses Jahres angekündigt. „Wir sind gespannt, denn für jeden dieser Anwendungsfälle braucht es einen klaren Mehrwert und einen tragfähigen Business-Case“, erläutert Hungershausen.
Die Möglichkeiten, aus Künstlicher Intelligenz einen Nutzen zu ziehen, müssen sich Unternehmen noch erarbeiten. SAP-Spezialistinnen und Spezialisten stellen hier eine Brücke her zwischen der Technologie und den Mitarbeitern der Fachabteilungen. Um hier erfolgreich zu sein, bringen sie zunächst ihr eigenes Fachwissen auf den aktuellen Stand. Eine Möglichkeit dafür sind Schulungen bei der SAP. Die DSAG hat ein Positionspapier veröffentlicht, das die Relevanz Künstlicher Intelligenz sowie den Reifegrad aktuell verfügbarer Technologien beschreibt. Wechselwillige Kandidatinnen und Kandidaten, die den passenden Wirkungskreis für ihre Kenntnisse suchen, finden im SAP Job-Matching von duerenhoff eine vorzügliche Anlaufstelle. Erfahrene Personalberaterinnen und -berater finden dort für sie die interessantesten Stellenangebote. Der Vorteil: Das erspart das aufwändige Klicken durch viele Stellenangebote. Auch die Anwenderunternehmen profitieren, denn sie bekommen die begehrten, aber raren SAP-Professionals schneller. Dank der tiefen Kenntnis über Kandidatinnen und Kandidaten passen die vorgeschlagenen SAP-Fachkräfte zudem von Anfang an gut ins Team.
Foto: DSAG
Tags:
DSAG SAP Anwendervereinigung Cloud Jahreskongress Künstliche Intelligenz
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